Freilager Albisrieden Zürich

Im Rahmen der städtebaulichen Entwicklung des Letzigebiets wurden auf dem Areal des ehemaligen Zollfreilagers in Albisrieden rund tausend Mietwohnungen gebaut. Die angestrebte Umnutzung stellte insbesondere die Frage nach der Weiterverwendbarkeit alter Lagergebäude. Der Gründerbau des Zollfreiareals, ein über 135 Meter langer Backsteinbau enthält eine Tragstruktur mit beeindruckenden Pilzstützen. Eine Studie zur Umnutzung und Aufstockung kombinierte Erhalt und Weiterverwendung der Betonstruktur mit einem notwendigen Rasterwechsel in der Aufstockung und einer Umverteilung der Nutzlasten.

Im Bestandesbau bildet die Verbindung des Stützenrasters von 5 x 5 Metern und der Gestalt der voutenförmigen Pilzköpfe mit den Anforderungen des Wohnungsbaus die zentrale entwerferische Herausforderung. Erst die Wahl des orthogonalen Mäanders eines nichttragenden Wandsystems generierte die geometrischen Hypothesen, die in der Entwicklung der Grundrisse die Bereiche des Stützenrasters mit den im Wohnen notwendigen Möglichkeiten zur Abtrennung koordinierte. Im Äusseren offenbart einzig die Durchdringung der umfassenden Backsteinwand mit Balkonen «borrominesker» Art die veränderte Nutzung. Für die dreigeschossige Aufstockung des 24 m tiefen Baukörpers wurde durch Isolierung und Neukombination einzelner Teile ein Fünf- und Sechsspännertyp entwickelt, der hohe Dichte mit zweiseitiger Orientierung der Wohnungen verbindet. Das modernistische Dogma der optimalen Besonnung durch West-Ost-Ausrichtung wird in diesem Ansatz zugunsten einer Über-Eck-Orientierung der Wohn- und Essräume aufgegeben. Diese Eckbildungen bedingen Einschnitte in den Baukörper und plastische Weglassungen an den Längsseiten der zusammengefügten Wohnungen, die den schwierigen Komplex der Einsicht und Nähe unerwartet in Wohnungen mit inneren Blickbeziehungen, einem eigenen Patio und unterschiedlichen Aussenraumbezügen verwandeln.

Im Teilgebiet A fügt sich das Studentenwohnhaus als vierter Langbau in die Parataxe von Rolf Mühletaler ein. Die komplexe Grundrissorganisation resultiert aus der Absicht, bei grösstmöglicher Ausnutzung eine Struktur anzubieten, die ideal auf die Ansprüche der unkonventionellen Wohnform zugeschnitten ist. Alle Wohnungen folgen dem gleichen Prinzip: Den grossen, fliessenden Wohn- und Essbereichen wird jeweils eine Vielzahl definierter Individualzimmer kontrastierend angelagert. Auf die Dichte der unmittelbaren Freiräume reagiert die Struktur mit Maisonettewohnungen im Mittelteil und dem Teilhaben aller Wohnungen an jeweils zwei Himmelsrichtungen.

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ORT: ZÜRICH
LEITBILD UND GESTALTUNGSPLAN: 2004–2010
PROJEKT: 2008–2016
BAUHERRSCHAFT: Freilager AG, Zürich
MEILI, PETER ARCHITEKTEN: Marcel Meili, Markus Peter; Elke Eichmann, Roman Pfister, Jürg Spaar, Romina Streffing, Daniel Streuli; Andreas Alber, Maike Basista, Jacqueline Gäbel, Hartmut Göhler, Michael Grunitz, Jean Hartmann, Anne Kaestle, Christoph Mächler, Frauke Ries, Patrick Rinderknecht, Jutta Romberg, Birgit Schwarz, Roland Siegel, Oliver Gosteli 
GESTALTERISCHE OBERBAULEITUNG: Andreas Glenck, bbbglenck, Küsnacht
TOTALUNTERNEHMER: Allreal Generalunternehmung AG, Zürich
BAUHERRENVERTRETUNG: Brandenberger + Ruosch AG, Dietlikon
AUSFÜHRUNG IN ZUSAMMENARBEIT MIT: Plan | Werk GmbH, Laufen
BAUINGENIEURE: Nänny + Partner AG, St. Gallen
HAUSTECHNIK UND ELEKTROPLANUNG: Amstein + Walthert AG, Zürich
LANDSCHAFTSARCHITEKTUR: Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich

©GEORG AERNI (PROJEKTSEITE); ZELJKO GATARIC (WERKVERZEICHNIS)

Publikationen/Auszeichnungen
ZÜRICH WEITER WEST | Hochparterre, Themenheft 11.2016
QUARTIER FREILAGER - EIN NEUER LEBENSRAUM FÜR ZÜRICH | architektur, bauen + handwerk zürich ostschweiz 20016/17
FREILAGER ABCD FREILAGER ZÜRICH Auszeichnung für gute Bauten der Stadt Zürich / 2016 - 2020