Hardturmstadion Zürich

Sportstadien werden heute überall von der gleichen wirtschaftlichen Energie als Investition vorangetrieben wie andere kommerzielle Bauprojekte auch. Alle neuen Stadien der Schweiz sind darum multifunktionelle Konglomerate mit Shoppingzentren, Vergnügungsparks, Hotels oder Büros. Fussball wird dort auch gespielt – unter anderem.

Im Stadion Zürich war dies der Hintergrund für den wichtigsten architektonischen Entscheid: die zwei übereinanderliegenden und gegeneinander leicht ausgedrehten Fünfecke, welche die Figur des gesamten Komplexes prägen. Die deutlich verzogene Geometrie des Sockels ist der Ausnützungsoptimierung auf einem sehr beengten Grundstück geschuldet. Gleichzeitig definiert die Sockelform alle städtischen Räume in unmittelbarer Nähe mit fast morphologischer Aufmerksamkeit. Die vertikale Entflechtung der Funktionen bewirkt, dass das Stadiongerippe in den Obergeschossen gegen aussen in seiner blossen Form in Erscheinung tritt. Diese beabsichtigte Nacktheit des Tribünenkörpers erinnert an die grossen Stadien, in welchen sich die formale Geste als direktes Zeichen ihres Inhalts exponiert. Die Form mit ihren riesigen Auskragungen nähert sich einem idealen Pentagon an. Dank der fünfeckigen Schale gibt es weniger schlechte Sichtdistanzen in den Eckzonen des Zuschauerbereichs. Die schrägen Schnittflächen erzeugen privilegierte, innere Fassaden, die den Logen, der Bar und den Medien vorbehalten sind. Diese «bewohnten Wände» erinnern zudem an Opernhäuser. Die Hotelfassade zum Spielfeld dreht die Verhältnisse zwischen innen und aussen um. Wie in einem italienischen Theater ist das Gesicht der Stadt im Zuschauerraum als Seitenwand präsent.

Während sich das Stadion mit seiner einen Seite der ältesten örtlichen Wohnsiedlung zuneigt, stanzen auf der anderen die Krümmungen und Verzweigungen der Autobahnäste den Ort praktisch als Insel aus dem peripheren Stadtplan – als erstes Eiland in der Kette, welche sich bis über Baden hinaus zieht. In dieser Lage verbindet der topologische Rhythmus eher Punkte in der Landschaft über grosse Distanzen hinweg, als dass er lokale Beziehungen befriedigt. Die Dimension der «Grossen Form» muss vor dieser urbanen Topografie gesehen werden. Das Stadion Zürich ist vor allem anderen eines jener grossen Bauwerke, die weniger das Ergebnis von neuer Stadt sind als die Voraussetzung dafür.

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ORT: ZÜRICH
WETTBEWERB: 2000–2001
PROJEKT: 2001–2009
BAUHERRSCHAFT: Credit Suisse, Zürich
MEILI, PETER ARCHITEKTEN: Marcel Meili, Markus Peter; Andreas Alber, Elke Eichmann, Patrik Hämmerle, Christian Penzel, Michael Schneider, Dan Schürch, Zeno Vogel, Tobias Wieser; Thaeba Ayubi, Alexandra Balona, Urs Borner, Maud Cassaignau, Hans-Lukas Fehr, Ozrenka Gospiç, Bernd Habersang, Sabine Harmuth, Isabel Heyden, Alice Hucker, Carl Axel Humpert, David Lopez, Oliver Lütjens, Ricarda Metelmann, Julia Pestalozzi, Patrick Rinderknecht, Margarita Salmerón Espinosa, Solveig Scheper, Robert Schmude, Detlef Schulz, Jörg Schützle, Patrick Sidler, Miroslav Stojanovic, Beat Steuri, Martin Studer, Yvonne Urscheler, Christa Vogt, Adrian Weber, Sebastian Weinhardt
INGENIEURE: Conzett, Bronzini, Gartmann Ingenieure, Chur; Basler & Hofmann, Zürich
HAUSTECHNIK: PGMM Schweiz, Winterthur
FASSADENPLANER: Emmer Pfenninger Partner, Münchenstein
LANDSCHAFTSARCHITEKTUR: Rotzler Krebs Partner Landschaftsarchitekten, Winterthur

©HEINRICH HELFENSTEIN (PROJEKTSEITE); MMMP (WERKVERZEICHNIS)

Publikationen/Auszeichnungen
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