Kino und Wohngebäude RIFFRAFF 5+6 Zürich

Als das RiffRaff 1997 an die Neugasse zog, war der Umbau eines heruntergekommenen Billardclubs in ein Kino ein Vorbote der Umwandlung eines berüchtigten Drogenquartiers. Mit dem Einbau von zwei Kinos und einer Bar in den ehemaligen Kinosaal aus den Zwanzigerjahren entwickelten wir eine besondere Projektionstechnologie. Vom ursprünglichen Projektionsraum wird das Filmbild über den kleinen Saal hinweg offen durch die Bar hindurch in den grossen Saal gestrahlt. Über der Bar hängt deshalb meist eine durchsichtige, bewegliche Lichtskulptur und an der Wand der Hauch eines gespiegelten Filmbildes. Um diesen Lichtstrahl herum ist das Kino entworfen, eine Atmosphäre nur aus dunklen Tönen, aus glänzenden Oberflächen und Reflexen verschiedener Lichtquellen. Selbst die Akustikpaneele sind textile Bilder, welche unter dem Saallicht ein Moiré wie ein Hologramm entwickeln.

Drei Jahre später wurde das Studiokino um einen Neubau erweitert. Im grossen Saal wird hier die Projektion selbst zur Raumoberfläche. Abstrakte Videos an den Seitenwänden bilden in den Pausen des Hauptprogramms eine Art bewegte «Filmtapete». Die Spiegelung der offenen Projektion bildet jetzt das Deckenornament des Restaurants.

In den Wohngeschossen über dem Kino planten wir Grundrisse, welche den zellulären Charakter bürgerlicher Wohnungen mit der freieren Bewegung unbestimmterer Raumfolgen verbinden. Die Wohndiele ist nun zentraler Platz in der Wohnung, um den herum die Zimmer mit unterschiedlichem Charakter gruppiert sind. Durch ein offenes Bad wird ein zweiter Weg durch die Wohnung eingerichtet, dessen Rhythmus mittels verschiedener Türtypen kontrolliert wird. Grosse Fenster ziehen aus den engen Strassen die städtische Szenerie wie durch Lupen in den Wohnraum hinein. Von aussen suchen die übergrossen Fenster und die Wand mit ihrem feinen Gewebe unterschiedlicher Putzstrukturen und Farbtöne den Klang des umgebenden Bestandes zu dehnen, aber keinesfalls zu brechen.

ORT: ZÜRICH
PROJEKT: 2004-2007
BAUHERRSCHAFT: Sozialversicherungsanstalt des Kantons Zürich; Neugass Kino AG, Zürich
MEILI, PETER ARCHITEKTEN: Marcel Meili, Markus Peter; Hartmut Göhler, Anne Kaestle; Dominik Fiederling, Jacqueline Gäbel, Carl Axel Humpert, Konrad Mangold, Tim Seidel, Christof Weber
INGENIEURE: Basler & Hoffmann, Zürich
HAUSTECHNIK: Ernst Basler + Partner, Zollikon
LANDSCHAFTSARCHITEKTUR: Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich

©MMMP

Publikationen/Auszeichnungen
HERAUSFORDERUNG ERDGESCHOSS - GROUND FLOOR INTERFACE | in: Die Schwelle als Grenze, Raum und Übergang; Jovis Verlag, 2014
KLUMPEN - AUSEINANDERSETZUNG MIT EINEM GEBÄUDETYP | gta Verlag, 2014
FENSTERKINO | in: Zürich wird gebaut Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur 1990-2010; Scheidegger & Spiess, 2010
STAD OP DE EERSTE PLAATS. WERK VAN MEILI PETER ARCHITEKTEN | De Architect, Nr. 4/2009
SPIELWITZ & KLARHEIT | Hochparterre Verlag, 2006
MARCEL MEILI, MARKUS PETER ARCHITEKTEN. RIFFRAFF: RESIDENTIAL BUILDING WITH CINEMA AND BISTRO | Architecture and Urbanism, Nr. 410/2004
BEWUSST UNSCHARF | Werk, Bauen + Wohnen, Nr. 3/2003
WOHNHAUS MIT KINO IN ZÜRICH | Bauwelt, Nr. 16/2003
WOHNHAUS MIT KINOS UND BISTRO RIFFRAFF | Werk, Bauen + Wohnen, Nr. 12/2002 SWISS MADE: NEW ARCHITECTURE FROM SWITZERLAND | Thames & Hudson, 2003
HAUS DER LICHTSPIELE. DIE ERFOLGSGESCHICHTE DES KINOS RIFFRAFF | Neue Zürcher Zeitung, 30.10.2002
STAND DER DINGE, NEUESTES WOHNEN IN ZÜRICH | Plakatserie des Amt für Hochbauten der Stadt Zürich, 2002