Mutthornhütte-SAC

Die zuvorderst an die Geländekante geschobene neue Hütte liegt über der nördlichen Begrenzung des Kanderfirns und klammert sich an die unterste felsige Kuppel des Mutthorns. Lokale Konstanten wie geologische Trennflächen, Naturgefahren und das Potenzial der Topografie für das Unterbringen von technischen Anlagen präzisieren die Wahl der Setzung. Der natürliche Fels dient dem Steinbau der Terrasse als Sockel und die bestehende Hütte wird zur Ressource für das Baumaterial.

Die Vermittlung zur Landschaft wird mit minimalen Gesten erreicht – das Gebäude bildet den schützenden Rücken, der die Landschaft fasst. Eine einfache, knappgeschnittene Form schützt vor dem Angriff des Windes, vor unerwünschter Schneeablagerung und dem Eindringen von Wasser.

Das konkav geknickte Pultdach der Mutthornhütte zeichnet die Geländekante parallel nach, überhöht diese sogar. Sein sparsamer Querschnitt lässt keinen toten Raum übrig und bildet optimiert auf die Gewinnung von Wasser und Energie die Silhouette des Hauses. Neben der Erschaffung eines windgeschützten Platzes "lockt es den Architekten" wie Hans Leuzinger anlässlich eines Vortrages zum Neubau der Planurahütte erläuterte, aus der Form des Berges, der Hügelkuppe, den Bau herauswachsen zu lassen, um damit die vollkommenste Anpassung an das Gelände zu erreichen.

Gegen Südwesten spannt die Winkelstellung der Hütte einen windgeschützten Vorplatz, der das prächtige Panorama der Eismassen am Petersgrat und die steilen Abbrüche des Balm- und Doldenhorns zeigt. Zugleich öffnet sich der um wenige Tritte erhöhte Aufenthaltsraum nach Süden und Westen mit sechs Fenstern, gleichsam, um auch in Innern eine Allgegenwart der verschwenderisch schönen Landschaft zu schaffen. Die unaufhaltsame Transformation dieser, mit dem Rückzug der Gletscher und dem Ansetzen der Vegetation, findet hier in extemer Form und Geschwindigkeit statt. Bereits beim Zustieg über das Gasterntal durchläuft der Gast die verschiedenen Aggregatszustände der Natur. Oben angekommen bildet der Blick aus dem Geborgenen zurück über die geotopen, vom Gletscher geschliffenen Felsformationen als Vordergrund, den Gletscher als Mittelgrund und die Bergkulisse mit der ansetzenden Vegetation in der Talsohle als Hintergrund ein beeindruckendes Zeugnis dieser Naturlandschaft.

Der kristallin-polygone Volumenaufbau formt im Grundriss ein Art Platz aus, in dem alle streng orthogonalen Bewegungen zusammenkommen und eine Drehung zum Empfang und zum Aufenthalt stattfindet. Zur Bewartung steht eine kompakte und leistungsfähige Kücheninfrastruktur zur Verfügung. Der Empfang im Herzen des Erdgeschosses fungiert für alle Besuchende als zentrale Anlaufstelle und dient als Wegweiser zu den verschiedensten Räumen. In den oberen Geschossen befinden sich auf kleinstem Raum organisierten Schlafmöglichkeiten. An der nach Südwesten und Nordosten aufgespannten Erschliessung reihen sich Zimmer, Nass-, Neben- und Sozialräume des Hüttenwartes auf. Die Blicke nach aussen, aufgeweitete Vorplätze und der Ofen-Satellit tragen zur Qualität des Raumes bei.

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ORT: KANDERSTEG, KANDERFIRN, 2'788 M.Ü.M
WETTBEWERB: 2023
BAUHERRSCHAFT: Schweizer Alpen-Club SAC
MEILI, PETER & PARTNER ARCHITEKTEN: Markus Peter, Roman Pfister, Christoph Erni; Charlotte Flotho, Luca Hänni
BAUINGENIEUR / BRANDSCHUTZ: Makiol Wiederkehr Ingenieure, Beinwil am See
BAUPHYSIK: 
Gartenmann Engineering, Bern
Geologie: Dr. Klaus Louis-Meier, Weggis
Elektroplanung:
 Thomas Lüem Partner, Baar
Gebäudetechnik: Grüenberg + Partner, Zürich
Gastronomieplanung: 
Flückiger Food Systems, Glattbrugg

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