Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft Biel

Die Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft beabsichtigte für ihre Weiterentwicklung eine intensivere Nutzung des vorhandenen Grundstückes unter weitestgehender Berücksichtigung der bestehenden Bausubstanz. Der Bauplatz war wichtig für dieses Projekt und die Benutzer: Wie eine Insel liegt das Areal zwischen den Wohnsiedlungen am Stadtrand und den sich am Jurasüdfuss ausdehnenden Industriegebieten; die offene Stellung der eingeschossigen Werkhallen und Lagerschuppen, die flach geneigten Giebeldächer und die direkte Beziehung zu Teich und Park sind allesamt Insignien der nationalromantischen Tradition.

Das neue Lehrgebäude stellten wir als viergeschossigen Holzbau in schroffe Nähe zu den Hallen, sodass es die Welt der niedrigen Giebeldächer weit überragt. Die flachen Silhouetten der traditionellen Holzbauten im Vordergrund treten durch die fast dissonanten Proportionen und Massenverhältnisse in Spannung zum neuen Körper, der aus einer Serie von Holzkästen besteht, konstruiert aus Skelettrahmen. Aufgrund der Erfahrungen mit grossen Spannweiten im Holzskelettbau überlagerten wir die konstruktiven Grundelemente mit der Einheit eines Schulzimmers, sodass sich die modularen Ordnungen auf die räumliche Unterteilung der Klassenzimmer beziehen. Die Körper der Schulräume sind als Einzelstücke behandelt und in eine Struktur eingefügt, in der offene und umschlossene Raumteile einen ganzen Gebäudekörper bilden. Sie sind derart aneinandergereiht, dass durch die offenen Raumteile das notwendige Licht in die innere Erschliessung fällt.

Unser Interesse an diesem riesigen Holzkörper galt nicht mehr dem Fragmentarischen und Ephemeren der Kartenhauskonstruktion von Altishofen (S. 68), sondern dem plastischen Ausdruck und der physischen Wucht eines Körpers, an dem die taktilen Linien in der Fläche der Fassadenelemente und der Blick in die Tiefe im gesteigerten Hell-Dunkel-Kontrast hervortreten. Die Regeln des Fügens und Verbindens, welche im traditionellen Holzbau die Trennung zwischen Verkleidung und Struktur organisieren, werden aufgehoben, indem einerseits die Struktur selbst überproportional in Erscheinung tritt, andererseits das Tragwerk als Form in der Verkleidung abgebildet wird. Diese entwerferisch-konstruktiven Untersuchungen über die tektonische und physische Expressivität grosser Holzgebäude bewegen sich nicht nur in einem fremden Terrain, sondern brechen auch mit der Tradition konstruktiver Kontinuität im Holzbau.

Download Projektdokumentation

ORT: BIEL
WETTBEWERB: 1990–1991
PROJEKT: 1994–1999
BAUHERRSCHAFT: Kantonales Hochbauamt Bern
MEILI, PETER ARCHITEKTEN: Marcel Meili, Markus Peter mit Zeno Vogel; Thomas Kühne, Marc Loeliger, Andreas Schmidt, Thomas Schnabel, Urs Schönenberger, Othmar Villiger
INGENIEURE: Conzett, Bronzini, Gartmann Ingenieure, Chur
KUNST AM BAU: Jean Pfaff, Vila Robau (E); Tashi Lindegger (Ausführung)

©GEORG AERNI (PROJEKTSEITE); BALTHASAR BURKHARD (WERKVERZEICHNIS)

Publikationen/Auszeichnungen
Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft
MEILI & PETER. SCHOOL FOR WOOD TECHNOLOGY, BIEL | in: Construction Intention Detail - Five Swiss Projects; Artemis Verlag, 2002
LA PRESENCIA DE LAS COSAS | Arquitectura Viva, Nr. 41/1995
CONSTRUCTION BOIS | AMC Le Moniteur Architecture, Nr. 59/1995
ECOLE TECHNIQUE À BIEL | Architecture d'Aujourd'hui, Nr. 299/1995
SCHWEIZ : ARCHITEKTUR IM 20. JAHRHUNDERT | Prestel, 1998
THE SWISS SCHOOL OF ENGINEERING FOR THE WOOD INDUSTRY | AA files, Nr. 39/1999
MEILI+PETER__ZÜRICH | in: 10 x 10 : [100 Architekten, 10 Essays]; Phaidon, 2000
SCHWEIZERISCHE HOCHSCHULE FÜR DIE HOLZWIRTSCHAFT | Werk, Bauen + Wohnen, Nr. 1|2/2001
ESCUELA DE INGENIERÍA MADERERA, BIEL | AV Monografías, Nr. 89/2001
MARCEL MEILI, MARKUS PETER ARCHITECTS. SWISS SCHOOL OF ENGINEERING FOR THE WOOD INDUSTRY | Architecture and Urbanism, Nr. 366/2001
SWISS SCHOOL OF ENGINEERING FOR THE WOOD INDUSTRY | Prototypo, Nr. 5/2001
FARVÄL TILL ASKESEN | arkitektur, Nr. 2/2003
BRANDSCHUTZ NEU ERFUNDEN | Hochparterre Nr. 11/2008
ARCHITETTURA CONTEMPORANEA SVIZZERA | Motta Architettura, 2009
JÜRG CONZETT, GIANFRANCO BRONZINI, PATRICK GARTMANN: FORME DI STRUTTURE / FORMS OF STRUCTURES | Mondadori Electa, 2011 DAS ARCHITEKTUR MODELL | Scheidegger&Spiess, 2012 LEINWAND FÜR DAS WETTER, EIN WIEDERSEHEN MIT HOLZBAUTEN DER 1990ER JAHRE | Werk, Bauen + Wohnen, Nr. 9/2023 Die schönsten Bauten 1975-2000 | Schweizer Heimatschutz, 2023