Studie Albtal Ettlingen

Die Albtal-Studie befasst sich mit den architektonischen Entwicklungsmöglichkeiten eines alten, lang gezogenen Industrietales im Schwarzwald vor Ettlingen. In diesem Tal, traditionell beherrscht von zwei Textilunternehmen, kollidieren heute deren Expansionsprojekte mit den Bedürfnissen der Stadt. Um es als Naherholungsgebiet zu erhalten und auch seiner mikroklimatischen Bedeutung wegen – aus dem Tal strömt ein thermischer Wind in die Stadt, welcher für das milde Klima des Ortes von Bedeutung ist – war es mit einem zeitweiligen Bauverbot belegt.

Das Projekt wurde über seine unmittelbaren formalen Implikationen hinaus ein Versuch, in einer sozial und politisch immer komplizierter argumentierenden Gesellschaft Parameter für einen urbanen Entwurf jenseits rein technokratischer Festlegungen zu finden; für uns eine Möglichkeit, in einer öffentlichen Auseinandersetzung verbale Begriffe durch architektonische zu ersetzen, um die Diskussion zu vereinfachen und damit wieder in Gang zu setzen. Dies bedingte vor allem komplizierte Diskussionen mit vielen Spezialisten und Beteiligten.

Wir versuchten nachzuweisen, dass im Tal unter Berücksichtigung des Windflusses sehr wohl beträchtliche Volumen möglich sind, auch ohne sich durch vordergründige «Strömungslinienarchitektur» anzubiedern. Im Kern schlägt das Projekt einen Handel vor: Die Industrie beschränkt sich hauptsächlich auf einen schlangenförmigen Körper an der einen Talseite, dessen Masse in Windrichtung kontinuierlich wächst. Seine Längswand trennt den Talboden vom Verkehr und schafft dort Raum für einen neuen städtischen Park. Mit den bewaldeten Hängen des Schwarzwaldes und deren Kaltluftströmungen entsteht ein Windkanal, der die Pflanzenfelder des Parks in einen Kreislauf einbindet. In den künstlich bewässerten Blumenfeldern wird der Talwind kontinuierlich abgekühlt und befeuchtet. Die Bepflanzung ist damit Teil einer Art Klimaanlage, aber auch Teil desselben strukturellen Konzeptes wie die Gebäude: Sie unterliegt dem gleichen Gedanken des Längsrhythmus und des Wachstums wie die Architektur. Darüber hinaus entfaltet der Park Figuren aus den natürlichen Farben der Pflanzen und eine Bewegung von aussen nach innen nach dem Wechsel der Jahreszeiten.

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ORT: ETTLINGEN (D)
STUDIE: 1990–1991
AUFTRAGGEBER: Sommerakademie Karlsruhe (D) in Kooperation mit der Stadt Ettlingen (D)
MEILI, PETER ARCHITEKTEN: Marcel Meili, Markus Peter; Detlef Schulz, Astrid Staufer
KULTURINGENIEURE: Basler & Hoffmann, Zürich

©HEINRICH HELFENSTEIN

Publikationen/Auszeichnungen
STUDIE FÜR DAS ALBTAL BEI ETTLINGEN (BRD), 1990 | Werk, Bauen + Wohnen, Nr. 11/1991 ARCHITEKTEN DER DEUTSCHEN SCHWEIZ | Ausstellung der Junta de Andalucia Sevilla, 1992 STUDIO PER L'ALBTAL PRESSO ETTLINGEN | Casabella, Nr. 597|598, 1993
METROPOLITANE REGION. PROJEKTE DER INTERNATIONALEN SOMMERAKADEMIE FÜR ARCHITEKTUR; KARLSRUHE | Vieweg+Teubner Verlag, 1994
ETUDE POUR LA VALLÉE DE L'ALB À KARLSRUHE | l'Architecture d'Aujourd'hui, Nr. 299/1995
ESTUDIO PARA EL VALLE DE ALB | a + t, Nr. 10/1997