Das Swiss Re Centre for Global Dialogue auf dem Areal der ehemaligen Villa Bodmer umfasst das enorme Programm eines Ausbildungsortes, einer Dialogplattform für eine der grössten Rückversicherungsgesellschaften der Welt. Die alte Villa und der Park forderten als «Denkmäler» unseren Entwurf auf ganz ungewöhnliche Weise heraus. Die Villa selbst, ein neobarocker Bau mässiger Qualität von 1928, hätte durch eine rein denkmalpflegerische Restaurierung neben dem neuen Glanz bloss ihre etwas muffige Biederkeit offenbart, mehr nicht. Deshalb baten wir den Künstler Günther Förg, ihr durch einen künstlerischen Eingriff einen neuen ästhetischen «Drehsinn» zu verleihen.
Ganz anders verhält es sich mit dem Park. Um der Villa ihr Gewicht als ordnender Schwerpunkt nicht zu rauben, schoben wir das viel grössere Seminargebäude so weit als möglich von ihr weg. Damit wird die Leere des französischen Parks zum bedeutendsten Raum der Anlage ausgebaut, denn wir wollten, dass alle Körper, unabhängig von ihren enormen Grössenunterschieden, an diesem grünen Zentrum stehen wie Häuser in einer Stadt. In der weitesten Diagonale finden sich das neue Restaurant und der gläserne Saal in einer asymmetrischen Dehnung einander gegenüber, während die Villa die verhaltene Symmetrieachse der barocken Anlage kontrolliert.
Mehr noch als der Park haben aber die Einblicke in die Welt des Corporate Dialogue und der kommunikativen Ausbildung dazu angeregt, ganze Teile des Programms neu zu entwickeln und darin dem informellen Gespräch, der unbehinderten Debatte eine fast unerwartete Bedeutung zu geben. Rüschlikon ist im Grunde eine Agora, ein Ort, der Reflexion, Dialog und Bewegung miteinander verbindet. Die grössten und weitläufigsten Räume sind deshalb Gänge und Wandelhallen.
Einen bedeutenden Beitrag zu dieser Atmosphäre stellt auch die Interpretation der ruhigen, strengen Räume durch andere Architekten und Künstler dar. Hermann Czech, Adolf Krischanitz und Gilbert Bretterbauer verleihen mit der Unabhängigkeit ihrer Beiträge dem Bauwerk eine Vielschichtigkeit – und den Räumen zum Teil überraschende Schwingungen –, die nichts gemein hat mit dem Interior Design, das oft aus Struktur und Hülle herausgebrochen wird.
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