Wankdorfcity 3 Bern

Die Vision für ein Stück Stadt, die als Ort mit eigenständiger Identität verstanden und gelebt wird, bedingt das Schaffen und Zulassen von Differenzen. Differenzen, die in ihrem Spannungsfeld eine dramaturgische Bespielung der bestehenden und der im Richtplan definierten Strukturen, die nicht nur auf visueller, sondern insbesondere auf inhaltlicher Ebene eine Beziehung über die stark begrenzenden Verkehrstangenten hinaus schaffen. Eine feine Abstimmung zwischen Festlegen und dem Zulassen bildet die Grundlage für die Aneignung und Belebung der räumlichen Gesamtfigur auf ihren verschiedenen Ebenen.

Wenn wir Differenz oder Vielfalt der Kulturen und Funktionen als zentrale Spezifik des Urbanen bezeichnen, so erfolgt im Baufeld 5 keine vertikale Nutzungsdurchmischung. Das einundzwanziggeschossige Wohnhochhaus weist einzig gegen den Neuenschwanderhof einen vorgeschobenen Dienstleistungssockel auf. Dennoch nimmt es mit den hängenden Gärten und der begrünten Brücke die Embleme der Hochausgruppe von Wanddorfcity3 auf.

Die drei volumetrischen Rücksprünge auf der Südseite und eine Auskragung zum Platz verleihen dem Hochhaus seine aus der plastischen Verrückung geformte Gestalt. Die Terrassen bilden private Dachgärten und stufen das Volumen in eine Masskette ab, welche die Höhe der niedrigeren Wohnhäuser gegen Westen aufnimmt und sie zugleich in ihrem vertikalisierenden Rhythmus in das Hochhausensemble überführt.

Die für das Gesamtprojekt entscheidende Verbindung an die obere Stadtebene wird durch eine elegante Stahlbrücke hergestellt, die aus einem einzigen Längsrohrträger mit unterschiedlich tiefen Querrippen besteht, welche die schwingenden Seitenabschlüsse bilden. Ähnlich dem halbkreisförmigen Element einer Exedra formen sie Nischen, die Sitzbänke oder Pflanzen aufnehmen. Die Bewegung auf der offenen Plattform endet in einer mehrgeschossigen Loggia – ein Ort, der zugleich eine riesige Orangerie aufweist. Wie ein Gewächshaus, in dem kälteempfindliche Pflanzen zum Überwintern temporär untergebracht oder besonders wärmebedürftige, exotische Pflanzen permanent gezogen werden, ist dieser Ort ein Teil der Natur in der Stadt, ein Palm House im Hochhaus.

Die Grundrisse im siebenspännigen Wohnhochhaus sind allein nach den Kriterien der Gebrauchsqualität der Wohnungen und der Ökonomie ausgerichtet, ausser gegen Osten, da in dieser Orientierung nach Geschoss unterschiedliche, doch beachtliche Schallanforderungen bestehen, die nur mit Zimmer nach Norden oder Süden gelöst werden können. Die Wohnungen verfügen alle über einen Aussenraum, leicht eingeschoben, um in der Höhe besser gegen Wind und Wetter geschützt zu sein. Ein Element, welches nicht nur in den unteren Geschossen durch den anderen Wohnungstyp sowie die westlich typologisch flachen Nachbargebäude verändert eingesetzt ist, sondern auch ein lebendiges in seiner individuellen Bespielung, welches seine aufgelösten Momente des Zufalls und der Polyphonie enthält.

ORT: BERN
WETTBEWERB: 2022
PROJEKT: SEIT 2022
BAUHERRSCHAFT: Immofonds Asset Management AG
MEILI, PETER & PARTNER ARCHITEKTEN: Markus Peter, Roman Pfister, Christoph Erni; Benjamin Graber, Reto Assisi, Lukas Eschmann

Westfassade

Ostfassade

Nordfassade

Südfassade

Orangerie

©MPP

©MPP

©MPP

Westfassade | ©MPP

Ostfassade | ©MPP

Nordfassade | ©MPP

Südfassade | ©MPP

Orangerie | ©MPP