Werkhof STUAG Biel

In einem Studienauftrag wurde eine Art von Typenarchitektur für die Werkhöfe eines grossen Strassenbauunternehmens gesucht. Der Entwurf sollte auf verschiedene Grössen, Programme und Standorte in der ganzen Schweiz anzupassen sein. Werkhöfe sind weniger Architekturen als geschützte Materialablagerungen. Die Stapel von Baustoffen und die Stellplätze grosser Baumaschinen sind ihrerseits so etwas wie temporäre architektonische Topografien, welche dauernd aufgeschichtet, abgetragen und umgelagert werden. Meist liegen die Plätze in der Nähe von Autobahnen, im flachen Gelände einer Gewerbeperipherie oder im unbestimmten Vorgelände eines Dorfes.

Die Materialien, die ausgebreitet oder zu Haufen aufeinander geschichtet werden, verliehen dem Entwurf sein Motiv. Weil die Landschaften von Werkhöfen meist mit Schuppen, Zäunen oder Buschwerk verstellt sind, machten wir die Silhouette zum Erkennungszeichen: Diese Linie würde man von weither sehen. Deshalb drehten wir die konventionelle Logik eines Schutzdaches um: Die längs laufenden Träger sind nach oben gelegt und das Dach ist aufgehängt. Die mächtigen, nackten Träger – vorfabriziert, vorgespannt und als Hohlkasten überdimensioniert – erinnern in ihrer plastischen Präsenz an Kranbahnen eines Produktionswerkes.

Die grosse Spannweite dieses Systems ermöglicht ein freieres Manövrieren der Transportfahrzeuge auf dem Lagerplatz. Die Wände der Lagerstätten werden, um jede Ähnlichkeit mit üblichen Lagergebäuden zu umgehen, von dicken, beschnittenen Buschwerken gebildet, welche den Regen vom Lagergut fernhalten. Das kleine Dienstgebäude ist seinerseits wie ein Container unter dem Dach abgestellt. Seine Fassade wird mit örtlichem Ausschussmaterial verkleidet, Reste von gesägten Steinplatten, Verschnitte von Eternit, Ausschussholz. Nichts sollte den Ort zur Architektur veredeln, er sollte prekär und veränderlich bleiben.

Um die plastische Wirkung des Trägergerippes zu testen, fotografierten wir an den möglichen Niemandsorten in der Schweiz. Durch Rückprojektion verschoben wir das Holzmodell als Silhouette unter verschiedenen Winkeln hinter Silos, über Büsche neben Autobahnen und vor die ratlosen Kuben von Gewerbelandschaften. Diese Untersuchungsmethode entwickelten wir bei späteren Projekten weiter.

ORT: BIEL
WETTBEWERB: 1988–1989
AUSZEICHNUNG: 4. Preis
BAUHERRSCHAFT: STUAG AG, Bern
MEILI, PETER ARCHITEKTEN:
Marcel Meili, Markus Peter; Frank Zierau

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