Sanierung «Göhnerswil» Volketswil

Innerhalb der zunehmend urbanisierten Topografie von Zürich Nord liegend, büsste die Siedlung «Sunnebüel» ihren Sonderstatus als heftig umstrittene Wohnstadt aus dem Baukasten der Sechzigerjahre immer mehr ein. 35 Jahre nach dem Pamphlet «Göhnerswil›. Wohnungsbau im Kapitalismus» reiht sich die Bebauung in eine spezifisch urbane Landschaft ein, wie sie Peter Fischli und David Weiss 1993 in ihrem Fotoband «Siedlungen, Agglomeration» subtil gezeigt haben. Geblieben sind von diesem für Schweizer Verhältnisse wichtigen Zeitzeugnis der Industrialisierung des Wohnungsbaus die streng orthogonale Überbauungsstruktur und die weiten Grünräume. Die Zeichen der industriellen Herstellungsweise, das Prinzip der Serie und die damit verbundene mehrfache Verwendung von Stücken gleicher Art und gleicher Form sind unter den dämmenden Hüllen der Sanierungsfeldzüge der letzten Jahrzehnte praktisch zum Verstummen gebracht worden.

Anpassungen von Wohnungsgrundrissen an die veränderten Wohnbedürfnisse sind in diesem tafelartigen Tragsystem an engste Regeln gebunden. Die rigide Schottenstruktur erzwang förmlich einen Eingriff in die Tiefe durch Verschiebungen der Aussenhülle. Der erkerartige Vorbau mit dreidimensionalen Elementen und die vorgängige Demontage der alten Fassadensandwichteile erlaubten eine bedeutende Vergrösserung des Wohn-Ess-Raumes. Die Dimensionen der Öffnungen vergrösserten wir entscheidend und fügten mit einem Übereckfenster einen seitlichen Ausblick hinzu.

Für die anstehende Sanierung der Gebäudehülle entwickelten wir als Versuchsprojekt ein neues Konstruktionssystem aus vorfabrizierten Holzrahmen, das in seiner Fügung der Logik der unabhängigen funktionalen Schichten entgegengesetzt ist. Der Ausdruck der Repetition und Serialität einzelner Elemente sollte im Bild der neuen Fugen als Dokument überleben. Diese Konstruktionsart synthetisierte verschiedene Materialien um die einfachen Holzständerelemente zu einer kompakten Montageeinheit. Den eigentlichen Wetterschutz übernahm eine Schicht aus Feinsteinzeug-Mosaikplättchen, die direkt auf die mineralischen Aussteifungsplatten aufgezogen wurden. Dieses Mosaik – übrigens ein traditionelles Material in der Grosstafelbauweise – schafft eine Spannung zwischen den breiten Fugen der Elemente und seinem feinen, fast textil anmutenden Netz.

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ORT: VOLKETSWIL
PROJEKT: 1995–2007
BAUHERRSCHAFT: Helvetia Patria Versicherungen, St. Gallen
MEILI, PETER ARCHITEKTEN: Marcel Meili, Markus Peter; Robert Begun, Hartmut Göhler, Jürg Spaar, Adrian Weber; Thaeba Ayubi, Alexander Kohm, Dominik Fiederling, Jacqueline Gäbel

©ADRIAN WEBER (PROJEKTSEITE); GEORG AERNI (WERKVERZEICHNIS)

Publikationen/Auszeichnungen
AUSGEZEICHNET : Architektur der Helvetia Patria. Momentaufnahme 2005 | Helvetia Patria Gruppe, 2005
NEUER CHARME IN ALTEN HÜLLEN | Bilanz, Sondernummer Bauen und Wohnen, Nr. 5/1998
PLATTE AUF PLATTE | Architektur und Technik, Nr. 8/1999