Die Krefelder Häuser von Mies van der Rohe interessierten uns schon eine Weile, nicht zuletzt auch, weil sie einen aufschlussreichen Wendepunkt in dessen Arbeit markierten. Sie hatten die Auseinandersetzung um das Fenster der Moderne in der Wand an ein Ende getrieben. Und sie führten einen stummen, etwas eigenwilligen Dialog mit dem Englischen Landhaus, dessen moderne konstruktive Interpretation sie ziemlich bewusst im Dunkeln liessen. Die Introvertiertheit des Englischen Landhauses war auch ein Leitbild unserer Auftraggeber.
Mehr als andere unserer Projekte ist die Villa R. eine Auseinandersetzung mit einer Referenz. Wir suchten all die englischen Annehmlichkeiten des Landhauses im Haus Lange wieder, doch wir lösten das strenge Korsett des Grundrisses, das diesen Komfort umgibt. Anders als es auch Mies van der Rohes Plan noch vorschlägt, wird die grosse Halle gleich hinter dem Eingangsraum in Richtung des Parks geschoben und gibt den Blick in die Landschaft über eine gläserne Loggia, den Essraum der Familie, frei. Die Wohn- und Essräume für Gäste schieben sich dadurch zur Seite, während die Küche und die Bibliothek an die Seitenfassaden rücken. Die Räume der Familie und jene der Gäste wechseln sich damit in der ringförmigen Ordnung des Planes ab. Dem Plan als Ganzes wurde seine traditionelle zelluläre Form belassen, doch verzahnen sich die Räume in weichen, offenen Übergängen: Es entsteht weniger ein fliessender Raum als ein Gewebe von unterschiedlichen, gefassten Raumstimmungen. Eine monolithische Statik befreit die Räume von den Zwängen vertikaler Stapelung und erlaubt ihnen auf allen Geschossen eine individuelle Proportion. Die Fenster suchen ihre Masse dort, wo ihre Grösse die Fassung des einzelnen Raumes gerade noch nicht infrage stellt.
Das gesamte Programm der Villa wird in einem grossen Steinrelief zusammengefasst, welches das steile Terrain geometrisch und räumlich befestigt. Über dieser Grundplatte werden Haupthaus und Nebenhaus zu einer einzigen Figur verschmolzen. Die Aussenräume des Reliefs bilden als architektonischer Garten die Ausweitung der inneren räumlichen Ordnung. Die Künstlichkeit dieser plastischen Figur verteidigt die Klarheit der Villa, deren Teilung und Terrassierung der Zonenplan zu erzwingen drohte. Die Grundlage dieser Komposition bildet das monolithisch wirkende Steingefüge, das die Lasten trägt.
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